Ilya

Musik ist meine Sprache

Ein Gespräch mit Ilya

 

Interview und Fotos: Katharina Urban

 

Wie hilft dir die Musik, um alles zu verarbeiten?

 

Wie genau weiß ich nicht, aber du hast Recht - es hilft. Wahrscheinlich kann ich mit Musik besser kommunizieren. Ich lernte auch interessante Menschen aus der Musikszene kennen. Außerdem habe ich dann eine Ausrede, mir nicht ständig die Nachrichten, Berichte oder Bilder aus meiner Heimat anzuschauen.

 

Sollten die deutschen Medien mehr über Belarus berichten?

 

Definitiv. Aber sie sollten versuchen nicht so viel von der „offiziellen Seite“ (also Propaganda) zu reposten. Unter dem Motto - „wir müssen alle Seiten zeigen“. Dieser Ansatz kann in einer Diktatur nicht funktionieren. Für die Informationen von der „anderen Seite“ könnte man z.B. selbst recherchieren. Die bloße Wiederholung von Bullshit ist keine Berichterstattung.

 

Gibt es Berichterstattungen über Belarus die du gerne richtigstellen würdest oder du anders empfindest?

 

Ja, viele. Ich beschreibe nur den letzten „Fund“:) Tagesschau: in diesem Bericht sagt der Reporter „...da wir aus dem vergangenen Jahr wissen, als Menschen aus den Gefängnissen zurückgekehrt sind, dass sie physische Gewalt erfahren, haben...“

Diese Aussage suggeriert, dass Folterungen nur im letzten Jahr stattfanden und jetzt nicht mehr passieren. Das ist

leider eine Falschinformation. über die Methoden und die systematische Anwendung der physischen und psychischen Folter wird ständig berichtet.

Es werden Klagen eingereicht (in Berlin, Vilnius, den Haag...). Es gibt Hungerstreiks oder Suizide/Suizidversuche

(Sogar von zwei Polizisten bzw. Gefängniswächtern).

 

Bist du froh in Deutschland zu leben?

 

Ich habe mich gut eingelebt. Ich habe gute Freunde gefunden, viel gelernt und ich kann meiner Lieblingsbeschäftigung, der Musik nachgehen.

 

Ist Deutschland dein Zuhause oder vermisst du Belarus manchmal?

 

Diese Frage habe ich mir noch nie so gestellt. Aber ich muss zugeben, dass

Deutschland schon mein Zuhause ist. Ich bin sogar eingebürgert. Aber wenn die Revolution Erfolg hat, kann

ich mir gut vorstellen über diese Frage nochmal nachzudenken. Natürlich vermisse ich Belarus, Minsk und meine Freunde.